Nur Mut, liebe Ruth by Fischer Marie Louise

Nur Mut, liebe Ruth by Fischer Marie Louise

Autor:Fischer, Marie Louise [Fischer, Marie Louise]
Die sprache: deu
Format: epub
veröffentlicht: 0101-01-01T00:00:00+00:00


Kriegsrat

Als die Freundinnen den Kiosk erreichten, an dem sie sich mit den anderen verabredet hatten, war von Silvy und Katrin weit und breit nichts zu sehen.

„Puh“, rief Leonore, „und dafür haben wir uns nun so beeilt!“

„Na, wenigstens können wir uns jetzt verschnaufen“, sagte Olga und warf sich auf die wenige Schritte entfernte Gartenbank.

„Ich wette, die waren hier und sind schon wieder fort“, meinte Ruth, „also wirklich, guckt doch mal auf die Uhr! Es ist schon Viertel vor vier!“

Olga erhob sich seufzend. „Das kommt davon. Jetzt sind sie sicher böse.“

„Ach wo“, sagte Leonore, „so leicht beleidigt sind die bestimmt nicht. Wahrscheinlich haben sie eine Zeitlang gewartet, dann ist es ihnen zu dumm geworden, und sie sind allein ins Hallenbad gezogen.“

„Also! Auf, auf und ihnen nach!“ bestimmte Olga.

Sie überquerten den weiten Platz, lösten ihre Karten, schoben in die Umkleidekabine für Mädchen, zogen sich um, verstauten ihre Habseligkeiten in den abschließbaren Fächern und liefen, barfuß und in Badeanzügen, unter die Brausen. Aber sie ließen sich nur gerade Zeit, ein bißchen feucht zu werden, dann jagten sie schon in die große Schwimmhalle.

Vom Rand her entdeckten sie Katrin und Silvy im Freischwimmerbecken, winkten und riefen ihnen zu. Aber die beiden taten, als ob sie sie überhaupt nicht bemerkten.

„Auf sie mit Gebrüll!“ rief Leonore, nahm einen kleinen Anlauf und ließ sich, die Beine voraus, in das tiefe Wasser plumpsen.

Olga tat es ihr nach. Ruth zögerte den Bruchteil einer Sekunde, dann folgte sie dem Beispiel der anderen. Na, wenigstens, dachte sie, während sie unterging, kann es meiner Frisur nicht schaden!

Als sie wieder auftauchte, waren Katrin und Leonore, Silvy und Olga schon in eine kleine Rangelei verwickelt, bei der jede versuchte, die andere unter Wasser zu drücken.

„Aufhören!“ schrie Ruth. „Es geht um lebenswichtige Dinge! Ihr müßt vernünftig werden, Freunde!“

„Bei dir ist wohl ‘ne Schraube locker?“ schrie Katrin zurück und wollte sich auf die Kleine stürzen.

Aber Olga und Leonore kamen Ruth zu Hilfe. „Aufhören!“ riefen sie und: „Laßt Ruth in Ruhe! Sie hat was Tolles erlebt!“

„Ausgerechnet Ruth!?“ sagte Katrin prustend und schniefend. „Das könnt ihr eurer Großmutter erzählen!“ Sie versuchte, sich von Olga und Leonore freizustrampeln und auf Ruth zuzuschießen.

„Nein, deiner Großmutter!“ rief Ruth eifrig. „Es geht um deine Großmutter, Katrin, und um das gestohlene Geld!“

Vor Verblüffung hörte Katrin auf zu strampeln, und da Olga und Leonore sie ausgerechnet in diesem Augenblick losließen, ging sie unter wie ein Stein. Die anderen starrten auf die Stelle, wo sie eben noch gewesen war und jetzt nur noch ein paar Luftblasen aufstiegen. Leonore holte tief Atem, um nach ihr zu tauchen — da erschien Katrins braunes, mageres Gesicht mit den kohlschwarzen Augen wieder über der Oberfläche, aber durchaus nicht an der Stelle, wo sie eben versunken war, sondern genau hinter Ruth.

„Wenn du mich angeschwindelt hast, kannst du was erleben“, rief sie, schob beide Arme unter Ruths Achselhöhlen und zog wie eine gelernte Rettungsschwimmerin die Kleine mit sich an den Rand des Beckens.

Ruth ließ es sich, ohne Widerstand zu leisten, gefallen.

Die anderen kamen ihnen nach.

„Uns gegenüber hat Ruth auch behauptet, sie hätte die Diebin gesehen, die deine Oma beklaut hat, Katrin“, sagte Olga.



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